Seite 10/11 (Winter 2010)
SOZIALKAUFHAUS: IST TATSÄCHLICH SCHON WIEDER EIN JAHR VERGANGEN?
Die Stadträte für Bauen und Soziales sind gleichermaßen erstaunt über den so unvermeidlichen Lauf der Zeit, vielleicht gerade weil beide zu den beneidenswerten Mitmenschen gehören, denen diese Zeitläufte äußerlich wenig anzuhaben vermögen. Und möglicherweise deshalb besonders empfänglich sind für die Dinge, die sich um sie herum verändern: „Das ist ja hier kaum noch wieder zu erkennen."
Martin Lambert und Andreas Höhne befinden sich, begleitet von ihren Kollegen Ruschin und Senftleben, im Sozialkaufhaus des Vereins Rabauke e.V., das am 1. November den Jahrestag seiner Eröffnung am Standort in der Hausotterstraße 3 feiert. Was ursprünglich als eine gut gemeinte Idee zur Unterstützung weniger begüterter Familien geplant war, ist inzwischen zu einer Institution im Bezirk geworden, die schon längst nicht mehr nur von ortsansässigen Reinickendorfern genutzt wird, sondern auch von Menschen, die auf Projekte dieser Art nicht unbedingt angewiesen sind. Diese tragen mit ihren Einkäufen zum zweiten Kernelement des Engagements von Rabauke e.V. bei, der Unterstützung von Reinickendorfer Kindern und Familien: der Verein bietet nicht nur mehrmals im Jahr spektakuläre Ferienfreizeiten für daheimgebliebene Kids an (zuletzt ein Wochenende mit leibhaftigen Rittern unter den Lebensbedingungen des Mittelalters). Der Vorstand plant in unmittelbarer Nachbarschaft ein Nachbarschaftszentrum zu eröffnen, in dem Kinder und Jugendliche ihre Nachmittage unter qualifizierter Betreuung verbringen können und deren Eltern Informationen und Hilfe in allen Fragen des Familienlebens erhalten.
Der Vorstand des Vereins sieht sich dabei als ein konsequenter Vertreter der Familien: „Wir kennen aus eigener Erfahrung die Probleme und wissen daher", erläutert der Vorsitzende Sascha Mitschke die Philosophie des Vereins, „dass starke Eltern die Voraussetzungen für starke Kinder sind." Daran, dass die pädagogische Arbeit nicht von Laien geleistet werden kann, sondern ausgebildete Mitarbeiter braucht, lässt Mitschke keinen Zweifel, „aber Grundlage unserer Arbeit bleiben immer die Bedürfnisse der Familien."
Diese Betrachtung fand auch die parteiübergreifende Zustimmung der Gäste auf der kleinen Feier. Während die Stadträte die Arbeit kleiner Träger als Ergänzung zur Arbeit der bezirklichen Verwaltung lobten, zeigte sich der Neuling in der Runde und Wahlkreiskandidat für die Abgeordnetenhauswahl, Burkhard Dregger, vom bürgerschaftlichen Engagement beeindruckt: „Was die Mitglieder des Vereins bisher aufgebaut haben und weiterhin planen ist enorm; ehrenamtliches Engagement scheint auch in diesem Kiez noch eine Zukunft zu haben."
Wobei sich die Vorstandsmitglieder diese Zukunft durchaus noch etwas rosiger ausmalen können: „Menschen, die auch nur ein wenig von ihrer Zeit für Reinickendorfer Familien aufwenden wollen, sind bei uns jederzeit willkommen", bietet Sascha Mitschke potenziellen Ehrenamtlichen ein Engagement bei Rabauke e.V. an. „Bei uns kann man den Erfolg seiner eigenen Arbeit unmittelbar erleben."
Und dieses Erleben ist vielleicht die schönste Bestätigung, die man sich für ein Ehrenamt wünschen kann.
Kerstin Köppen